Ich fragte mich: Welche Art von Kontakten benötige ich? Auf welche Menschen lege ich Wert und was ist nur Rauschen?
Hintergrund dieser Frage war, dass ich auf meinem letzten Artikel Unmengen von Feedback und glücklicherweiße auch eine Menge konkreter Anfragen bekam. Um dieses „netzwerken“ (ich hasse dieses Wort!) etwas zielgerichteter anzugehen habe ich mir mal ein mentales Modell überlegt.
Das Modell
Ich konnte sämtliche Personen die ich noch kenne und die ich neu kennenlernte in 3 grobe Cluster einteilen, welche jeweils eine eigene Zielstellung haben (und hübscherweiße alle mit K beginnen):
- Kunden: Auftraggeber für Freelance-Jobs. Ein Grundstock der mich regelmäßig mit Aufträgen versorgt.
- Kreative: Kontakte mit potentiellen Kreativen und Unternehmern für neue Geschäftsideen und Austauschen von News
- Kumpel: Alte Freundschaften wiederbeleben und neue Freundschaften aufrecht erhalten.
Weiterhin habe ich (ähnlich einem klassischen Sales Funnel) alle Kontakte in 4 Nähe-Grade eingeteilt:
- Stufe 1: Regelmäßige Treffen in echt. Ich würde keinen Moment zögern einen Chat aufzumachen wenn ich ein Problem hätte und mir würde geholfen werden.
- Stufe 2: Hin und wieder Kontakt. Viele dieser Berliner „man müsste mal wieder ein Bierchen trinken gehen“.
- Stufe 3: Entfernte oder sehr alte Kontakte. Kontaktieren hat normalerweiße nur Sinn, wenn derjenige daraus profitieren kann.
- Stufe 4: Noch keinen direkten Kontakt. Jemanden, den ich mal auf einer Konferenz als Speaker gesehen habe, der aber mit mir noch keinen Kontakt hatte.
Die Praxis
Als nächstes habe ich mein mentales Modell auf Facebook Listen und Xing Kategorien übertragen – also quasi meine Kontakte auf dieser Art „getagged“.
Facebook und Xing sind die Tools die im Alltag bei mir am meisten stattfinden. Bei Erfolg ist das Modell natürlich auch Problemlos auf Linkedin und Twitter übertragbar. (In WhatsApp allerdings leider nicht.)
So oft saß ich schon an einem Freitag Abend alleine rum und hab Gedankenverloren meine allgemeine Facebook Liste durchgegangen mit dem ich denn jetzt was machen könnte. Wenn jetzt etwas Zeit ist, habe ich jetzt einen Pool von Leuten der Stufe 1 die sowohl Kunden, Kreative oder Freunde sein können mit denen ich jeweils qualitativ eine gute Verbindung aufrecht erhalten kann.
Genauso habe ich jetzt einen Pool von Leuten die ich quantitativ anpollen kann, wenn ich gerade als Freelancer die nächsten zwei Woche nicht ausgebucht bin und Aufträge benötige. Dann ist es auch egal ob das Stufe 2 oder 3 ist – das variiert dann nur in den Anschreiben.
Wirklichen Wert haben die Listen/Tags allerdings nur, wenn man sie auch regelmäßig pflegt und ehrlich mit sich selbst ist. Meine initiale Einordnung vieler Kontakte war erstmal oft falsch – vor allem zwischen den Stufen 2 und 3. Manche Leute schätzt man näher ein, als sie tatsächlich sind. Wenn man sie aber anschreibt, merkt man das man doch etwas distanzierter ist als gewünscht.
Die Recherche
Ich hatte in meinem letzten Artikel ja erwähnt, dass ich jetzt sehr reflektiert an die Schritte herangehe, die ich ohnehin machen muss. Akquise und Netzwerken ist jetzt der erste davon.
Normal würde man dafür ein CRM System aufsetzen wie z.B. Highrise. Allerdings sind die meisten CRMs auf E-Mail Kommunikation und Vertrieb ausgelegt. Nicht auf richtige Social Media Kommunikation oder die Integration von Freunden.
Korrigiert mich gerne, aber ich kenne kein CRM System welches Facebook Chats und Xing-Nachrichten integriert. Twitter ist das höchste der Gefühle. Historisch bedingt mache ich persönlich allerdings sehr viel über Facebook und würde ich meine Freunde über E-Mail statt Facebook-Chat nach einem Bierchen fragen, würden diese sich an den Kopf fassen (und vermutlich viel zu spät reagieren).
Deshalb nutzen mir bestehende CRM Systeme hier nichts. Auf der anderen Seite benötige ich allerdings schon auch ein wenig Komfort, wie ihn bestehende CRM-Systeme bieten. Für Deals, Notizen, Todos benutze ich aktuell ein Trello-Board mit den selben Clustern.
Eine Geschäftsidee?
Stellt euch das mal vor: Ein persönliches CRM-System. Man könnte über alle Netzwerke hinweg auf Facebook/Xing/Twitter/Linkedin chatten, auf einer Meta-Ebene den Überblick über Deals/Todos behalten und Unterstützung beim aktiven Weiterentwickeln der Kontakte bekommen.
Denn Kontakt zu halten ist ja mehr als nur Chatten: Zum Beispiel A/B Testing von Chat-Anschreiben, wie man z.B. einen Kontakt von Stufe 3 nach 2 aktiv vorbewegen kann. Oder man kann programmatisch überlegen, über welche bestehenden Kontakte man an einen Stufe 4 Kontakt herankommt. Die gängigen Netzwerk-Mechanismen könnten direkt eingebaut sein und sich auf die eigene Kontakte und Kommunikation anpassen.
Auch mit Gamification geht hier sicher viel. Anstatt seine Farm zu bauen, kann man die Zeit doch auch in nützliche menschliche Verbindungen investieren. Vielleicht heißt es ja schon bald: Gratulation, du bist jetzt ein Stufe 5 Freund von Klaus!